Wandern im Aller-Leine-Tal

Einen sehr schönen Artikel über eine Wanderung im Aller-Leine-Tal hat Achim Balkhoff in der HAZ geschrieben:

Hören, Sehen, Riechen:
Die entspannte Wanderung durch’s Aller-Leine-Tal bei Schwarmstedt schärft die Sinne


Was sind das nur für Schlagzeilen? Wandern, der „sanfte Kalorienkiller“. Wandern ist Wellness. Oder: Wer wandert, nimmt ab. Wäre dem so, wären wir ein Fußvolk der Ranken und Schlanken. Wir verbrauchen beim Wandern zwar nicht unerheblich viel Energie, aber wenn es nur geradeaus geht, kommen wir bei flottem Gang vielleicht auf 300 Kalorien pro Stunde. Das sind gerade 150 Kalorien mehr als beim bloßen Herumsitzen. Erst die kraftraubenden Wege im Gebirge gehen an die „fette“ Substanz.

Die höchste Erhebung im Aller-Leine-Tal beträgt jedoch nur gefühlte 75 Zentimeter, es handelt sich um die drei Stufen einer Böschungstreppe. Die Gegend rings um Schwarmstedt besticht durch flaches Gelände: Hier kann der Bäcker in Bothmer sehen, was der Gärtner in Gilten gerade pflückt. Hier berauschen drei Stunden lang Wiesen und Auen – und es rauschen die letzten Meter der Leine vorbei, bevor der Fluss in die Aller mündet.


Ausgangspunkt der 14-Kilometer-Tour ist der Parkplatz „Am Beu“ in Schwarmstedt. Von hier folgen wir dem Deich in Richtung Norden und biegen nach 100 Metern links ab. Kurze Zeit später öffnet uns eine alte Holzbrücke den Weg in die Leinewiesen. Wer freut sich jetzt wohl mehr: der quakende Froschchor, der am frühen Morgen die zweibeinige Gesellschaft lauthals empfängt? Oder der Wanderer, der diesen zarten Hauch von Dunst aufsaugt und den Rest der Welt hinter sich lässt?



Es gibt Wanderwege, insbesondere in größeren Waldgebieten, die sprechen für sich. Dort führt der Weg zum Ziel. In diesem weitläufigen und flachen Kreuz-und-quer-Gefilde aber ist eine detaillierte Wegbeschreibung geboten. Also gehen wir am Hafen vorbei zur Leinebrücke; dahinter folgen wir den Böschungsstufen und haben die herrlich grüne Leinewiese in Richtung Bothmer vor uns. Wir folgen dem Fluss, der geradezu geräuschlos nordwärts dahin gleitet.

In Bothmer, einem verträumten Dorf mit eindrucksvollen alten Backsteinbauten, überqueren wir die Bothmersche Brücke und gehen in einen Feldweg in Richtung Steindamm an der Gutskapelle vorbei. Danach biegen wir in die alte Dorfstraße ein und stehen plötzlich vor dem Schloss Bothmer – ein imposant restauriertes Herrenhaus, das als eine Art Reiterhotel betrieben wird. Der Blick fällt auf einen geschmackvollen Zaun und das stilvolle Eingangstor, der noble Fuhrpark dahinter berührt einen Wanderer hingegen weniger.



An der Straße „Vor dem Felde“ empfängt uns ein Kriegerdenkmal, an dem wir links in die Straße „An der Dörbrake“ einbiegen. Drei Häuser noch, besser gesagt: Villen, und wir stehen im dichten Wald. Es folgen zwei Kilometer voller Eichen und Eschen, die uns eine willkommene Abwechslung zur bisherigen Auen- und Dorflandschaft sind. Hinter der alten Bahnlinie halten wir uns am Ende des Waldes rechts, genießen eine kurze Weidestrecke und stehen dann an der Aller und der Hademstorfer Schleuse. Dort ist zu erfahren, dass die Schleuse knapp 100 Jahre alt ist, acht Meter breit und 165 Meter lang, und dass der Wasserstand der Schleuse oberhalb vier Meter und unterhalb eineinhalb Meter beträgt. Nicht weniger interessant ist allerdings die Wiese nebenan: Dort erwarten den Gast vier Holzbänke und zwei Steintische, auf die man gut etwas Leckeres aus dem Rucksack packen kann. Der Blick fällt auf ein altes Holzboot im Schilf – dieser beschauliche Flecken ist allemal eine Picknickpause wert.

Auf dem Rückweg genießen wir noch einmal die Sicht auf die Weiden in Richtung Grethem und Gilten, etwas weiter entfernt fällt das Schloss Ahlden ins Auge. Spontan fällt mir ein, wie ich dort einst der Versteigerung eines VW-Käfers von John Lennon beigewohnt hatte. Wie friedlich kann die Welt doch hier draußen sein – und wie brutal wurde der Beatle einst getötet! Die Gedanken verfliegen. An der stillgelegten Bahnlinie im Wald biegen wir links ab; der Weg führt an einem Biotop vorbei erneut in Richtung Aller. Es geht an der neuen Bahnlinie zurück, auf der rechten Seite bis zum Kiessee. Im Anschluss daran durchstreifen wir die Straße „Am Bornberg“, passieren eine Apfelplantage und betrachten an der Bundesstraße 214 noch einmal die Alte Burg. Das Finale der Wanderung ist am Friedhof von Schwarmstedt erreicht – was um Himmels willen aber nichts zu bedeuten hat! Der Friedhof liegt schlicht und ergreifend vor dem Ausgangspunkt „Am Beu“.



Drei Stunden sind mittlerweile vergangen, knapp 900 Kalorien verbraucht. Es ist zwölf Uhr mittags, und das Landgasthaus „Leine-Hotel“ direkt am Parkplatz lädt mit seinem Biergarten ein. „Wanderer sind bei uns genau richtig“, sagt die Kellnerin. Wie sie das meint? Das Haus, in dem schon Dichter Hermann Löns verkehrte, ist seit 300 Jahren Pilgerstätte auf dem Jakobusweg quer durch die Heide. Wozu also braucht der Wanderer eigentlich den Jakobsweg in Spanien, wenn es direkt vor der Haustür den Jakobusweg gibt?

Um diese Erkenntnis reicher, bestelle ich dunkles Hefeweizenbier und das „Büsumer Kraftbrot“, womit der Kalorienausgleich nach der Tour gewährleistet ist. Wie gesagt: Abnehmen im Flachland ist nicht.

Fazit: Diese wundervolle Tour durch flache Flussauen verdient Höchstnoten. Für die 14 Kilometer benötigen Sie gemächliche drei Stunden. Da die Wegstrecke in keiner Weise anstrengend ist, sollten die Sinne für Hören, Sehen und Riechen zusätzlich geschärft sein.





Apropos "Jakobusweg":

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